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Reportagekategorie: NATIONALPARK
Zusammenfassung und Textauszüge
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Großbritannien, Wales

Zurück nach Snowdonia

 

Text und Fotografie: Paul Smit

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Zusammenfassung

"Snowdonia" erzählt von der Rückkehr zu dem Ort, an dem meine Begeisterung über das Bergwandern geboren wurde, in Begleitung meiner Tochter, die den Bergen deutlich anders gegenüber steht. Diese Entdeckungsreise durch Nordwales mit seinen Bergen, Seen und der faszinierenden Küste ergibt eine Reportage, die den rekreativen Aspekt des Nationalparks Snowdonia beleuchtet und nur sekundär die Natur behandelt.

Textauszüge

Meine Liebe fürs Bergwandern begann in Wales, nicht in den Alpen. Und es war dort, im Snowdonia National Park, dass der Funken auf die Fotografie übersprang. Zum ersten Mal machte ich keine Urlaubsfotos, sondern eine Reportage, inklusive Text. Jetzt, wo ich sie wieder einmal lese, glaube ich nicht, dass meine Freunde viel Spaß daran hatten, als sie damals bei meinem Diavortrag der Story lauschten. Das Ganze war zu lang und viel zu enthusiastisch. Aber was soll’s: ich war siebzehn und hatte gerade zwei Dinge entdeckt, die mein Leben verändern sollten.

Auf dem Fahrrad kamen wir in Wales an, Emile und ich. Doch als wir einmal mit dem Bergwandern begannen, kamen unsere Räder nicht mehr aus dem Schuppen heraus. Auch Emile ist später Fotograf geworden. Und auch bei ihm begann alles auf dem Glyder Fâch.

Zunächst erstiegen wir jedoch den Tryfan. Reiner Hochmut, denn ausgerechnet der Tryfan ist der einzige Berg von Snowdonia, den man nicht ohne Hände und Füße erklimmen kann. Aber das Fieber hatte uns gepackt, und es gab keinen Weg zurück.Restored skyline of Dresden >>> <<< Da geschah es. Wolken ballten sich zusammen, wir landeten im Nebel, unsere Route über den Grat des Glyder Fawr zum Glyder Fâch löste sich vom Rest der Welt. Plötzlich tauchten sie aus dem Nebel auf, die messerscharfen Steinplatten und -säulen, als hätten sich tausend Messer aus der Erdkruste nach oben gebohrt: Castell y Gwynt. Eine Burg, so könnte man es tatsächlich auch nennen, und was für eine! Wenn man darüber nachdachte, wer sie gebaut haben könnte, begann man zu verstehen, warum Wales so reich an mysteriösen Geschichten und Legenden ist. Vorweltlich war diese Burg, und zugleich futuristischer als das Guggenheim in Bilbao. Wir griffen zu unseren Kameras und hörten für immer auf, Urlaubsfotos zu schießen. >>>

Angenehm-gestört

<<< Denn der Grat des Bergkamms war so scharf, dass wir uns nur einen Seiltänzer mit Schirm darauf vorstellen konnten. Also gingen wir unten vorbei, unsere Hände über den Grat schiebend, mit unseren Füßen weiter unten Halt suchend. Auch das ist Bergwandern, entdeckten wir: Vorsicht, Selbsterkenntnis, bis wohin und nicht weiter. Wir wurden von einem Mädchen überholt, ein paar Jahre jünger als wir, das in Turnschuhen und ohne Schirm über den Grat tanzte, als wäre es ein Bordstein. Gestört oder fantastisch? Angenehm-gestört, beschlossen wir, und verbrachten den Rest der Ferien mit ihr.

  

 

Restored skyline of DresdenJetzt, viele Jahre später, ziehe ich erneut mit einer jungen Dame durch die walisische Landschaft: mit meiner Tochter Olga. Aber es gibt einen Unterschied: Bergwandern ist nicht ihr Hobby. Aus der Ferne findet sie die Berge wunderschön, aber keuchend und schwitzend hinein zu ziehen? Diese Reise hat denn auch leicht pädagogische Ambitionen. >>>

<<< Das Wetter am nächsten Morgen ist so fantastisch, dass die Strände eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Olga ausüben. Wissend, dass das Wesen von Snowdonia in den Bergen liegt, werde ich von Schuldgefühlen überfallen. Ich bringe es nicht übers Herz, faul am Strand zu liegen, weit von meinem Thema – dem Park – entfernt. Doch als ich die Karte aufklappe, sehe ich, dass die gesamte Küstenlinie von Tywyn über Barmouth bis hinter Harlech in mein Arbeitsgebiet fällt! Olga bekommt, was sie will, und die Berge können noch einen Tag warten.

Pure Natur

Westlich von Coed-Ystumgwern ist der Küstenstreifen am natürlichsten. Die Wanderung hindurch führt uns über verwildertes Marschland zu einem breiten Streifen mit Wanderdünen, voller Blumen und reizvoller Düfte. Schließlich liegt der Strand vor uns, weit ausgestreckt und dünn besiedelt mit noch dünner bekleideten Leuten: ein FKK-Strand! Olga schaut mich streng an, als hätte ich das absichtlich getan. Mollige Frauen und dünne Männer wechseln sich ab, so weiß, wie nur Engländer sein können. Pure Natur zwar, aber appetitlich kann ich es nicht finden. Ich konzentriere mich also auf meine Snowdonia-Literatur. Olga schließt die Augen und widmet sich den Sonnenstrahlen.

<<< Wir steigen über Zäune, streifen durch Dünen. Schließlich, auf der Terrasse eines herrlich gelegenen Hauses, finde ich die perfekte Stelle. Während ich das Bild auf Zelluloid banne, ist mir die Sache etwas peinlich, vor allem, als ich aus dem Augenwinkel den Eigentümer des Hauses herauskommen sehe. Als Eindringling auf anderer Leute Gelände erwarte ich eine Standpauke. Aber ich habe nicht mit dem britischen Gemüt gerechnet. “That’s what I thought too: I have the best view around Harlech. Come on in. Fancy a cup of tea?”

 

Am nächsten Tag ist es soweit: wir gehen in die Berge. Der Gipfel des Cader Idris ist das Ziel, der fantastischste Berg des Südens von Snowdonia. Zum Dank für den gestrigen Tag an der See hat Olga nicht protestiert. >>> <<< Wenig später überholen wir die Herrengruppe, die sich ganz klar für eine Pause bereit macht. "Na, Gentlemen, Sie haben den Wald kaum verlassen, da wird schon Pause gemacht?" Der älteste von ihnen, mit dem unübersehbaren Aussehen eines Lords, zeigt auf seine Uhr. "Tea-break", korrigiert er mich, inzwischen eine geblümte Porzellantasse aus dem Rucksack holend. Danach folgt die Untertasse und anschließend die Thermoskanne. Auf unsere überraschten Blicke reagiert er mit den Worten: "Denken Sie nicht, dass wir müde sind. Wir halten einfach die Kultur in Ehren. Das Empire ist vielleicht gefallen, aber am Tee halten wir fest.” >>>

Sir Edmund Hillary

<<< Ich möchte Olga den Glyder Fâch zeigen, wo einst meine Faszination für die Fotografie begann. Doch als wir ankommen, gießt es. Wir retten uns ins Pen-y-Gwryd Hotel in, die berühmteste Bergsteigerunterkunft von Wales am Fuße der Glyders. Dies war die Trainingsbasis der Mount-Everest-Expedition von Sir Edmund Hillary, die 1953 als erste das Dach der Welt bestieg. Die Einrichtung besteht aus Nischen, eingefasst in Holz. Verwitterte Bergschuhe berühmter Bergsteiger hängen an der Decke. Wären wir eine Woche früher gekommen, hätten wir Hillarys Gruppe persönlich treffen können. Ein halbes Jahrhundert nach ihrem Kraftakt feierten die Überlebenden an ihrem alten Ort ein Wiedersehen und hinterließen ihre Unterschriften an der Decke.

Als der Regen sich nicht verzieht, sind wir es, die gehen. In England sollte man sich bei solchen Wetterbedingungen lieber auf einen Tag am Kamin vorbereiten. In Wales ist mehr Optimismus angebracht. Es sind die Berge, die den Regen aus den Wolken kitzeln, die bei Westwind über die Irische See heranwehen. Doch bevor die Wolken sich entleeren, haben sie die Küste bereits passiert. Auf zum Meer also!

Wo das Vale of Ffestiniog wieder in einen breiten Gezeitentrichter mündet, liegt Portmeiron. Vom anderen Ufer aus sieht es wie ein normaler Ort aus, wenn auch ungewöhnlich pittoresk gelegen. Spaziert man darin umher, dann glaubt man erst, dass dies die Torheit eines Exzentrikers ist: des englischen Industriellen Sir Clough Williams-Ellis. Am ehesten atmet der Ort die Atmosphäre Italiens mit seinen mediterranen, pastellfarben getönten Fassaden, seinen Säulen, den barocken Balustraden und einem Campanile. Der angrenzende Park mit seiner dem warmen Golfstrom zu verdankenden subtropischen Vegetation trägt das seine dazu bei. Selbst die Sonne eilt zu Hilfe. >>>

Badeort Llandudno

Mein Lieblingsbadeort ist Llandudno. Unversehrt viktorianisch im Bau, liegen die Hotels wie am Boulevard von Nizza. Auch hier ragt eine Pier ins Meer, aber dann mit englischem Volksvergnügen versehen. Möwen fangen geschickt die Reste von Fish & Chips auf, der Ton von Videospielen mischt sich mit dem Geräusch brechender Wellen. Es kann jedoch die Atmosphäre würdevoller Eleganz nicht durchbrechen, sondern es ergänzt sie um eine fröhliche Note. Llandudno wird vom Great Ormes Head flankiert. Auf Walisisch bedeutet Ormes Drachen, und tatsächlich scheint es, als würde hier der Rücken eines Seemonsters aus dem Wasser ragen. >>> <<< Der Ausblick reicht von weit aufs Meer bis tief nach Snowdonia.

Und da sehen wir geschehen, worauf ich schon seit Tagen hoffe. Die graue Suppe über den Gipfeln bricht auf. Wir lassen Great Ormes Head hinter uns und eilen ins Inland. Für den Glyder Fâch ist es zu spät, aber auch eine Talwanderung an seinem Fuß lohnt sich. Wir entscheiden uns für eine Runde um die beiden Seen von Llyndau Mymbyr bei Capel Curig, in denen sich das Snowdon-Hufeisen spiegelt. >>> <<< Bringen Hufeisen nicht Glück? Ein bisschen Sonne vielleicht? Wir wollen es hoffen, denn morgen ist unser letzter Tag. Und der Glyder Fâch wartet.

Um halb sieben schiebe ich die Gardinen auf. Nebelschwaden kriechen über die Blumenbeete unseres Guesthouse, Nieselregen tropft über die Fenster. Kein Berg zu sehen. "Total nass", seufze ich. Olga, noch im Bett, murmelt: "Ach, schade." Klingt das nicht ein bisschen gespielt? "Als der Glyder Fâch mein Leben entscheidend veränderte, war er auch in Nebel gehüllt!" "Mmh, hmh", höre ich, während sie sich unter der warmen Decke umdreht. "Man muss den Castell y Gwynt gesehen haben, bevor man Wales verlässt!" Ich versuche, sie unter der Decke hervorzulocken. "Du hast den Berg doch schon gesehen", bemerkt sie schlau, "und schöner als damals kann es niemals werden."

 

 

 

Übersetzung aus dem Niederländischen: Britta Smit

 

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Diese Reportage wurde in REIZEN, dem führenden niederländischen Reisen-Magazin, und WEEKEND von Herausgeber Knack aus Belgien veröffentlicht.


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